Bunte Neonfarben und aufblitzende Pop-Art-Gesichter: Schon der Vorspann von Les Coquillettes schmerzt in den Augen. Und diese sind nicht das einzige Sinnesorgan, das auf die Probe gestellt wird. Dabei scheint die Story an sich doch gar nicht so unspektakulär.

Drei Freundinnen auf dem Weg zum Locarno-Filmfestival, um dort einen ihrer Filme vorzustellen, haben scheinbar bloß alle ein gemeinsames Ziel im Sinn: den Jungen rumkriegen, auf den sie abfahren. In einem wilden Mix aus Partyszenen, Freundinnen-Talk und Rückblendenrezensionen bringt Sophie Letourneur die Geschichte von Camille (Camille Genaud), Carole (Carole Le Page) und Sophie (Regisseurin Letourneur selbst) auf die Leinwand. Dabei soll das Spielfilmdrama wohl eines besonders sein: ein Generationenporträt.

Die Mädchen sitzen eingeigelt zusammen im Wohnzimmer ihrer beengten Wohnung und Camille erzählt gerade von einem Moment mit ihrem Schwarm Martin – in einer romantischen Situation mit altanmutendem Brunnen im Hintergrund, aber inhaltlich weniger interessantem Gespräch. „Fascinating Conversation“ ist der darauf folgende, mit Ironie aufgeladene Kommentar von Sophie. Und genau das ist es auch, was auf den Film zutrifft: Faszinierende Konversation… Also im ironischen Sinne!

Les Coquillettes besteht fast ausschließlich aus den sich unterhaltenen Freundinnen, und auf lange Sicht fragt man sich, wohin dieser Schlagabtausch zwischen gefühlsschwangerer Verzweiflung und kindlichem Herumalbern führen soll. Die Gespräche in den rückblickenden Szenen über Sexerlebnisse und Partyexzesse sind teilweise einfach nur vulgär und trivial. Die Dialoge verpuffen in dem Moment, in dem sie gesprochen wurden und wirken damit genauso lange, wie die Anziehung der gewollt verklemmten Camille auf den Möchtegernmacho Martin.

Die Laienschauspieler werden ihren Rollen wenigstens einigermaßen gerecht, was bei der Oberflächlichkeit der Charaktere aber wohl auch keinen sonderlichen Anspruch in der Darstellung erforderte. Wohl einziges Kriterium: Keine Angst zu haben, sich seelisch, aber vor allem körperlich vor der Kamera zu entblößen. Die Männer in der Geschichte wirken dabei völlig verloren. Natürlich stehen in erster Linie die drei Protagonistinnen im Vordergrund der Geschehnisse, aber in allen drei Liebesverwirrungen geht es um mindestens einen Mann und dann könnte der doch wenigstens so interessant sein, dass man die romantischen Gefühle des weiblichen Geschlechts nachvollziehen kann.

Die französische Antwort auf Lena Dunham reicht bei weitem nicht an den Status deren Serie Girls (seit 2012) und der Tragikomödie Creative Nonfiction (2009) heran. Vielmehr ist Les Coquillettes die schlechte französische Kopie und wenn der Film gar nicht den Ambitionen nachgeht, die auch Dunham verfolgt, dann ist der Versuch eines Generationenporträts erst recht misslungen, weil somit jeglicher Themenschwerpunkt und die Frage nach einem Sinn hinter all dem fehlt.

Sophie Letourneur zeigt mit ihrem Film keine Darstellung im künstlerischen Sinne. Vielleicht an manchen Stellen durchaus realistisch aus dem Leben gegriffen, aber deshalb noch lange nicht filmwürdig. Der Schritt zum Spannenden und Sehenswerten, nämlich der Blick hinter die oberflächliche Fassade, wurde ausgespart.

Einzig und allein der Filmschnitt schafft ein wenig Interessantes: Die Verbindung von Festival zu den wieder zurück in der Heimat geführten Dreigesprächen der Freundinnen findet neben der reflektierenden Narration durch zum Teil Aufgreifen der letzten Worte und sinngemäßen Erzählstrukturen in der nächsten Szene einen Bezug zum Vorangegangen.

Im letzten Bild wirft eine der Protagonistinnen alte Nudeln vom Mittagessen in den Abfall. Symbolisch das, was einem vielleicht auch direkt nach dem Abspann dieses Spielfilmes als Platz für eben diesen in den Sinn kommt.

Am Ende bleibt nicht mehr viel übrig. Les Coquillettes ist ein in nur einer Woche schnell abgedrehter Film, den man leider auch schnell wieder vergisst.