Wir tauchen in das grüne Licht eines Waldes ein, in dem Grillen zirpen, der Wind in den Wipfeln rauscht und Vögel fröhlich zwitschern. Begleitet werden diese organischen Naturaufnahmen vom Voice-Over eines Mädchens, das von ihren wunderbaren Erinnerungen an den Sommer erzählt. Doch die elektronisch erzeugten Störgeräusche, die sich mit den Geräuschen des Waldes vermischen, geben dem Ganzen einen sonderbar kalten Beigeschmack.

Das Mädchen Elli (Lena Watson), aus dessen Perspektive wir die Handlung von „The Trouble with Being Born“ erleben, ist ein Roboter und ersetzt die echte Elli, die vor zehn Jahren verschwunden ist – ein Trauma, mit dem ihr Vater (Dominik Warta) noch nicht abgeschlossen hat. Die Beziehung zwischen den beiden scheint, oberflächlich betrachtet, zunächst liebevoll, umso abstoßender wirkt jedoch die subtile Ahnung, dass die Grenzen der väterlichen Liebe überschritten werden. Der innige Umgang kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier keine echte Liebe besteht, sondern ein Abhängigkeitsverhältnis, denn Elli ist darauf programmiert, ihrem Vater gegenüber anhänglich zu sein und jederzeit Sympathie zu simulieren. Die Erinnerungen der Tochter, oder vielmehr das, was ihr Vater als ihre Erinnerungen betrachtet, wurden in die K.I. implementiert. Dabei hat sich jedoch auch die Erinnerung an ihr Verschwinden eingeschlichen. Das technisierte Abbild macht sich daher immer wieder auf den Weg in den Wald, wo Elli vor zehn Jahren zuletzt gesehen wurde.
Als sie bei einem dieser Ausgänge von einem Mann (Simon Hatzl) gefunden wird, erkennt dieser sofort, dass sie kein Mensch ist und nimmt die K.I. mit zu seiner Mutter (Ingrid Burkhard), die immer noch den Verlust ihres kleinen Bruders vor 60 Jahren betrauert. Die alte Frau ist zunächst misstrauisch, doch auch sie pflanzt nun ihre Erinnerungen in die K.I. und schafft somit ein Abbild ihres Bruders.

Die künstliche Erzeugung von Bewusstsein in Form von humanoiden Robotern wurde bereits durch Produktionen wie „Westworld“ (Jonathan Nolan, 2016), „Ex Machina“ (Alex Garland, 2015) oder „Ghost in the Shell“ (Rupert Sanders, 2017) dargestellt. Diese Werke gehen den Fragen nach: Wann fängt Bewusstsein an? Wann sprechen wir von echter Handlungsfähigkeit und Autonomie? Und welche ethischen Fragen müssen wir davon ableiten?

Auch „The Trouble with Being Born“ schafft es, das Nachdenken über die Beschaffenheit des Bewusstseins anzuregen. Denn warum würde ein Roboter weinen oder sich gebannt im Spiegel betrachten, wenn er keinen Sinn für seine eigene Gefühlswelt hätte? Die spätere Erkenntnis, dass es sich bei diesen Handlungen nur um die Simulation eines Bewusstseins handelt, die sich aus den Erinnerungsschnipseln der beiden trauernden Figuren speist, ist aufgrund dieses anfänglichen Mitfühlens mit der K.I. umso brutaler. Plötzlich erkennen wir: die wahllosen Fernsehbilder, die die K.I. so interessiert zu verfolgen schien, zeigen letztlich nur die Indifferenz der Technik auf. Die ziellose Suche im Wald ist keine Suche nach dem Selbst, sondern das Trauma, das der Vater durchlebt hat und das beständig reproduziert wird. Die K.I. dient einzig und allein als Gefäß für die Erinnerungen der trauernden Figuren, die sich in ihrem Schmerz gefangen sehen. Sie wird somit zum Spiegel der Trauer, von dessen Anblick sich die Figuren nicht mehr lösen können. Eine Trauer, die sie schon zuvor einsam gemacht hat und ihre menschlichen Beziehungen hat erkalten lassen. Die Handlungsorte des unpersönlichen Einkaufszentrums, des anonymen Apartments im tristen Wohnblock und des abgelegenen Hauses auf dem Land verstärken diese Isolation, in der die Figuren durch die Endlosschleife der Trauer verhaftet bleiben.

Gerade durch die Distanz zu den Figuren wird eine Kälte spürbar, die zunehmend ein empathisches Mitfühlen verunmöglicht und unangenehm nachwirkt. Ein Film, der Trauer, Verlust, Einsamkeit und Entfremdung nachhaltig spürbar macht, ohne Tränen und Schmerz auszustellen.

Reviewed by: Pauline Klink