Pang Ho-Cheung liefert mit Vulgaria ein Feuerwerk verbaler Ejakulationen. Die Dialoge sind mit anrüchigen Aussagen gefüllt. Kaum ein Satz, der nicht von harten Nippeln, steifen Schwänzen, oder außergewöhnlichen Sexpraktiken handelt. Allerdings kann niemand aus dem Kino kommen und sich über diesen Umstand beschweren. Jeder Zuschauer bekommt zu Beginn des Films zehn Sekunden Zeit, den Saal doch noch zu verlassen. Wer bleibt, wird vorgewarnt: sollten psychische, physische, oder sexuelle Probleme jeglicher Art aus dem Schauen des Films resultieren, übernimmt der Filmemacher keinerlei Haftung: “Fuck you, it´s none of our business!“

Wer jetzt eine plumpe Teeniekommödie á la American Pie erwartet, liegt völlig falsch. Vulgaria bleibt nicht nur an der Oberfläche. Wir tauchen ein in das Leben des Filmproduzenten To Wai-Cheung. Die Finanzierung seines neuesten Projekts ist mit schwer zu überwindeten Hürden gespickt, die große Opfer fordern. Der Investor, Gangsterboss Brother Tyrannosaurus, stellt irrwitzige Bedingungen und äußert Wünsche, die kaum zu realisieren sind. Seine Assistentin macht ihm das Leben schwer und er muss sich mit seiner Exfrau herumschlagen, die ihm am liebsten den Zugang zu seiner Tochter verweigern möchte.

Der Regisseur Ho-Cheung gibt uns, trotz aller Obszönitäten, einen Einblick in die Arbeit eines Filmproduzenten. Wir werden Zeuge des täglichen Wahnsinns des Filmgeschäfts (der hier natürlich „leicht“ übertrieben dargestellt wird). Wir folgen To von einem Casting zum nächsten, sehen wie sein Versuch, durch Product Placement die finanziellen Mittel noch etwas aufzustocken, an der Inkompetenz seiner Assistentin zu scheitern droht. Und schließlich werden wir doch Zeuge davon, dass es im hektischen Filmgeschäft auch noch Zeit für die Liebe gibt.

Genau das ist auch der Kern des Films. Hinter all den pornografischen Andeutungen, den Sexwitzchen und den vulgären Dialogen steckt in Wahrheit eine Liebesgeschichte. Es geht um die Liebe eines Vaters zu seiner Tochter und den Kampf darum, diese aufrecht erhalten zu können.

Trotz der komplementären Erzählweise, die zwischen Sexklamauk und Beziehungskomödie schwankt, werden die Sorgen und Ängste des liebenden Vaters zum eigentlichen Bestandteil des Films. Ho-Cheung scheint uns daran erinnern zu wollen, dass trotz der allgegenwärtigen, ständig verfügbaren Sexualität (oder Pornografie?) heutzutage, uns die wahren Werte dennoch nicht abhanden gekommen sind. So erkennt der Protagonist in der ehemaligen Sexgespielin dann doch die liebevolle Mutterrolle. Er realisiert, dass es wichtigeres gibt als nur die Arbeit. Er, der nie zu spät zu einem Termin erschien, zieht es nun doch vor der Tochter einen Wunsch zu erfüllen, als pünktlich zur Premiere seines Films zu erscheinen.

Wer sich nur über die Obszönitäten des Films echauffiert, hätte sich besser schon vom Titel abschrecken lassen und hat das wahre Potenzial der Produktion verkannt.