Eis. Kristalle. Schnee. Hagel. Wellen. Tropfen. Dampf.

Wasser ist der Ursprung allen Lebens in unzähligen Farben und Formen. Es kann fließen, plätschern, rauschen, fallen, knarzen, brechen.

Stille.

Damit steigt der Dokumentarfilm Aquarela ein. In ein weißes Meer aus Eis. In eine Szene, in der ein einzelner kleiner Mensch etwas auf dem Boden sucht. Die gefrorene Wasseroberfläche bricht und mehr Menschen versuchen, versunkene Autos zu bergen oder vor dem Untergehen zu retten. Schwerlich. Hier regiert das Wasser.

 

Viktor Kossakovsky nimmt die Zuschauer mit auf eine unbekannte Reise. Eisberge bilden eine dekonstruktivistische Kunst aus Formen, die wir uns nicht erträumen könnten. Wunderschön. Es donnert.

Im nächsten Moment bricht alles zusammen. Die Kameraeinstellung wechselt. Wir wurden in die Irre geführt. Nicht alles bricht zusammen, es ist nur ein für uns überdimensional wirkender Eisberg in einer noch größeren, unendlichen Eislandschaft. Weiter auf der Reise erinnern Unterwasseraufnahmen an andere Planeten. An Gestalten, die wir außerirdischem Leben zuordnen könnten. Faszinierend und beängstigend zugleich. Die Tiefe ist unendlich. In Ausnahmen ist ein Tier zu sehen.

Glitzern. Blau. Grün. Gelb. Rot. Braun. Durchsichtig.

Verschiedenste Blickwinkel bringen den Betrachter an weitere Orte, an denen er sonst nicht sein kann: Auf den höchsten Punkt eines Mastes von einem Segelboot, unter eine Meter dicke Eisplatte, auf leere Straßen die man aufgrund von Sturm und Regen nicht betreten könnte oder durch Wassermassen zerstörende Wohngebiete. Hoch hinauf geht es auf riesige Wellen oder lange Wasserfälle. Wir fühlen uns mittendrin.

Mit wenigen „Worten“ lässt Aquarela die verschiedensten Geräusche von Wasser in seinen unterschiedlichsten Aggregatzuständen sprechen. Zeitweise werden Szenen mit Musik unterstützt, die es gar nicht braucht, sie stören eher.

Das menschliche Wesen spielt in Aquarela nur bedingt eine Rolle. Immer wieder wird klar, dass der Mensch nur ein Bewohner der Erde und dabei nur geduldet ist. Gegen die Macht des Wassers in all seinen Facetten hat er keine Chance, nur die Möglichkeit sich bestmöglich anzupassen und den Anblick zu genießen.

 

Aquarela (2018) von Viktor Kossakovsky