Eine Plattform für Filmkritik. Wir sind im Kino gewesen – und schreiben über das, was uns begeistert, bewegt oder gestört hat. Gegründet wurde der Blog 2014 auf dem LICHTER Filmfest im Rahmen eines hFMA-Workshops. Betrieben wird er von Studierenden aus der Rhein-Main Region.

2017
Stilisierter Antiheld: "A Beautiful Day" von Lynne Ramsay

Stilisierter Antiheld: „A Beautiful Day“ von Lynne Ramsay

Joe hat mit dem Leben abgeschlossen. Aus seiner Zeit beim Militär kehrte er, ein ohnehin schon durch Traumata geplagter Mann, nun völlig gebrochen in eine farb- und freudlose Welt zurück. Seine pflegebedürftige Mutter bildet für ihn den letzten Bezugspunkt. Zur Aufarbeitung alter Sünden, vielleicht auch in Ermangelung echter Alternativen, hat Joe es sich zur Aufgabe... Weiterlesen
Leere Straßen und laute Musik: "6 Jahre, 7 Monate und 16 Tage – Die Morde des NSU" von Sobo Swobodnik

Leere Straßen und laute Musik: „6 Jahre, 7 Monate und 16 Tage – Die Morde des NSU“ von Sobo Swobodnik

Kaum ein Thema hat die Deutschen in den letzten Jahren mehr beschäftigt als die Mordserie des Nationalsozialistische Untergrunds (NSU). Unzähligen Zeitungsartikel, Reportage, Dokumentationen und Fernseh-Schwerpunkte erzählten uns von Taten, TäterInnen und den Fehlern der Behörden. Es wurden Untersuchungsausschüsse gegründet, es wurden zivilgesellschaftliche Initiativen gegründet (NSU-Watch). Museen wie die Frankfurter Bildungsstätte Anne Frank zeigen ganze Ausstellungen.... Weiterlesen
FRANZ BIBERKOPF RELOADED: "SOLLERS POINT" von Matt Porterfield

FRANZ BIBERKOPF RELOADED: „SOLLERS POINT“ von Matt Porterfield

Für eine gute Geschichte ist ein Held vonnöten, der ein Ziel verfolgt. So die goldene Regel jeder Drehbuchklasse. Ein Protagonist, der ein Ziel im Blick hat, treibt eine Erzählung voran, macht sie lesenswert und spannend. Ausnahmen bestätigen so ein Gesetz schon mal, da wäre zum Beispiel Döblins „BERLIN ALEXANDERPLATZ„, dass in den Achtzigern von Rainer... Weiterlesen
Viel Sinn und viel Unsinn: "SELBSTKRITIK EINES BÜRGERLICHEN HUNDES" von Julian Radlmaier

Viel Sinn und viel Unsinn: „SELBSTKRITIK EINES BÜRGERLICHEN HUNDES“ von Julian Radlmaier

Das Bild eines braunen Windhundes auf einer grünen Wiese. Der Protagonist und Voice-Over Erzähler ist Regisseur Julian Radlmaier, der sich quasi selbst verkörpert und gleichzeitig von einem Hund dargestellt wird. Klingt zunächst einmal kompliziert, doch in diesem Film sind selbst russische Hochliteratur und politische Ideologien für jeden verständlich. Der Film beginnt mit mehreren Erzählsträngen, die... Weiterlesen
Vom Kommunismus ohne Kommunisten: "SELBSTKRITIK EINES BÜRGERLICHEN HUNDES" von Julian Radlmaier

Vom Kommunismus ohne Kommunisten: „SELBSTKRITIK EINES BÜRGERLICHEN HUNDES“ von Julian Radlmaier

Als der „kommunistische“ Filmemacher Julian aus Not einen Job als Apfelpflücker annehmen muss, erzählt er seinem Schwarm Camille, er wolle auf der Plantage für seinen neuen Film recherchieren. Anfangs noch unbeeindruckt von seinem Angebot, die Hauptrolle in dem kommunistischen Märchen zu übernehmen, begleitet sie Julian, um ihm bei seiner vermeintlichen Feldstudie zu helfen. Enthusiastisch stürzt... Weiterlesen
Kunst, die nur in Wahrhaftigkeit entstehen kann: "SELBSTKRITIK EINES BÜRGERLICHEN HUNDES" von Julian Radlmaier

Kunst, die nur in Wahrhaftigkeit entstehen kann: „SELBSTKRITIK EINES BÜRGERLICHEN HUNDES“ von Julian Radlmaier

Es ist eine übliche Vorgehensweise geworden, durch Selbstironie ein Bewusstsein über den eigenen Lebensstil und die damit verbundenen Fehler und Albernheiten vorzutäuschen und sich somit gegen Kritik von außen abzuschotten. Diese Selbstironie ist meist jedoch nicht wahrhaftig und zelebriert das scheinbar Kritisierte. Auch der Film SELBSTKRITIK EINES BÜRGERLICHEN HUNDES von Julian Radlmaier, sein Abschlussfilm an... Weiterlesen
Fragezeichen, hemmungslos in den Raum geworfen: "SELBSTKRITIK EINES BÜRGERLICHEN HUNDES" von Julian Radlmaier

Fragezeichen, hemmungslos in den Raum geworfen: „SELBSTKRITIK EINES BÜRGERLICHEN HUNDES“ von Julian Radlmaier

Treffen sich ein koreanischstämmiger Ex-DDRler, sein esoterisch veranlagter Freund, ein stummer Mönch sowie ein von Hartz IV lebender Filmemacher und die Frau seiner Träume auf einer Apfelplantage. Was klingt wie der Anfang eines bizarren Witzes, ist in Wahrheit die Prämisse von Julian Radlmaiers SELBSTKRITIK EINES BÜRGERLICHEN HUNDES. Julian (Julian Radlmaier) erzählt uns die Geschichte, wie... Weiterlesen
Ein Ort des Glücks: : "MY HAPPY FAMILY" von Nana & Simon

Ein Ort des Glücks: : „MY HAPPY FAMILY“ von Nana & Simon

Verändert sich das Gefühl von Glück aus der Perspektive des Alters? Manana (Ia Shugliashvili), Lehrerin, Mutter und Ehefrau steigt zusammen mit einer Wohnungsmaklerin die Treppen eines heruntergekommenen Wohnhauses inmitten eines tristen Wohngebietes im georgischen Tiflis hinauf. Die ihr gezeigte kleine Wohnung ist verwohnt, schmutzig und wirkt unbehaglich. Für Manana stellt sie jedoch den Inbegriff von... Weiterlesen
Kein Coming of Age: "FILTHY"  von Tereza Nvotová

Kein Coming of Age: „FILTHY“ von Tereza Nvotová

Vernebelung und Vergessen gehen ganz schnell im Filmdebüt Tereza Nvotovás. Einmal ruhig durchatmen und runterzählen – 1,2,3,4. Doch holt einen die Vergangenheit nicht trotzdem irgendwann wieder ein? Bittersüß schmeckt der Übergang zur Adoleszenz und schmutzige Erinnerungen treiben in ein verzweifeltes Verstummen. Doch wie weit kann und darf ein Schweigen gehen, und was bringt es damit... Weiterlesen
Suizid in fünf Tagen: "REQUIEM FOR MRS J.“ von Bojan Vuletic

Suizid in fünf Tagen: „REQUIEM FOR MRS J.“ von Bojan Vuletic

„Ich brauche nur eine einzige Kugel“, sagt sie und streckt dem Mann im Geschäft ihre Hand mit der Pistole entgegen. Der Mann mustert sie und fragt, ob es ihr gut gehe. Wie immer antwortet Frau J. auf diese Frage mit der gleichen Lethargie in ihrer Stimme, wenn sie nach ihrem Seelenleben gefragt wird: „Ja danke,... Weiterlesen
"Total dada, aber eigentlich ganz geil": kollektiver Festivalbericht des 1. Workshop der Kritik beim GoEast Festival

„Total dada, aber eigentlich ganz geil“: kollektiver Festivalbericht des 1. Workshop der Kritik beim GoEast Festival

[1] Ich habe noch nie mit anderen zusammen geschrieben. Ist nicht leicht, aber es soll ja ein kollektiver Festivalbericht werden. Was haben wir erlebt? Wie bringen wir unsere Stimmen zusammen? Das wird sicherlich nichts. Ein Mischmasch, ein Brei, ein Irgendwas. Gut gemeint – aber… Aber versuchen wir’s.   [2] Das Essen war schon mal gut... Weiterlesen
Torte gegen das Patriarchat: "MY HAPPY FAMILY" von Nana & Simon

Torte gegen das Patriarchat: „MY HAPPY FAMILY“ von Nana & Simon

Iss was Vernünftiges zu Mittag, nicht Torte! Feiere deinen Geburtstag mit den Gästen! Mach dies gefälligst und das nicht! Für einen Außenstehenden mag der ständige Zwist in einem scheinbar typischen georgischen Dreigenerationen-Haushalt harmlos wirken. Doch an Mananas 52. Geburtstag bringt ein letzter Tropfen das Fass zum Überlaufen: Sogar das Alleinsein wird ihr verwehrt. Die fürsorgliche... Weiterlesen