Eine gesichtslose Frau zappt durchs Fernsehen: auf jedem Kanal kommen ihr sexistische Sprüche und Bilder sexualisierter Frauen entgegen. Sie geht hinaus aus ihrer Wohnung um all dem zu entkommen, aber hört die gleichen Sprüche im Radio, auf der Straße, und sieht sie auf Plakaten. Sie kann all‘ dem nicht entkommen.
In nur knapp vier Minuten bringt Karina Paciorkowska in ihrem kurzen Animationsfilm YOU ARE OVERREACTING alle sexuellen und sexistischen Hürden, denen Frauen täglich ausgesetzt ist, ans Licht. Es beginnt mit Objektivierungen und sexuellen Belästigungen und geht bishin zur sexuellen Nötigung und zum sexuellen Missbrauch. Ferner zeigt der Kurzfilm, dass es nicht nur die Medien sind, die diese Ansichten reproduzieren -Ansichten, die so tief in unserer Gesellschaft verankert sind, dass selbst die mächtigsten Politiker der Welt darüber Witze darüber reißen- sondern, dass solche Diskriminierungen auch von Frauen selbst ausgehen: „Sie hatte doch was Kurzes an“ , „Was war die nachts auch unterwegs..“, „Selbst Schuld“, wird da von Frauen über Frauen gesagt. Diese Hürden der Frau sind schon zu einem Status Quo geworden – so sehr, dass, wenn man die Stimme dagegen erhebt, es schnell heißt: „Stell dich nicht so an!“ Ist ja eigentlich was ganz Normales. Statt dies blind zu akzeptieren, führt YOU ARE OVERREACTING dem Publikum ungeniert die Häufigkeit und Normalisierung solcher Sprüche und Angriffe vor.
YOU ARE OVERREACTING würde sich auch hervorragend als Werbung eignen um Bewusstsein bei allen Menschen – Männern und Frauen- für diese Situationen und Umstände zu schaffen.

Barbara Asante

YOU ARE OVERREACTING
(NIE MASZ DYSTANSU)
Karina Paciorkowska
Polen 2017
4 Min

YOU ARE OVERREACTING ist Teil des Programms des RHEINMAIN KURZFILMPREIS des 19. goEast Filmfestival des mittel- und osteuropäischen Films.