Nur wenige südafrikanische Filme schaffen es in europäische, geschweige denn deutsche Kinos.
Umso trauriger wird dieser Umstand, wenn man Hard to Get, den Erstlingsfilm von Zee Ntuli, gesehen hat. Laut, hektisch und verdammt cool kommt dieser vor Potenz strotzende Film daher, dessen Anspruch allerdings über reines Popcorn-Kino hinausgeht.

T.K. (Pallance Dladla), ein Schönling aus den Townships arbeitet in einer Bar und verbringt den Großteil seiner Freizeit damit, Frauen zu verführen. Bis Skiets (Thishiwe Ziqubu) auftaucht, vermeintlich auf der Flucht vor Peinigern, die sie entführt hatten und mit dem waghalsigen Plan, ohne Plan nach Johannesburg zu fahren. Er ist sofort verzaubert von Skiets und ihrem aufreizenden Verhalten, doch eine gemeinsam verbrachte Nacht endet nicht im gewohnten Beischlaf. Nicht nur ihn machen Skiets‘ laszive Blicke und ihr langes geflochtenes Haar verrückt, am nächsten Tag taucht sie mit Mugza (Israel Makoe), einem rücksichtslosen Proleten, in der Bar auf. T.K. hat seine Eifersucht nicht unter Kontrolle und als Skiets schließlich von Mugza geschlagen wird, eskaliert die Situation.

Nach einem spektakulär inszenierten Gefecht finden sich T.K. und Skiets gemeinsam in Mugzas geliebtem „Gusheshe“, einem roten BMW E30, auf dem Weg nach Johannesburg wieder. In hedonistischem Leichtsinn verprassen sie jegliches erworbenes Geld, während geliebte Personen in der Heimat stellvertretend für T.K. leiden müssen.
Nicht nur diese Handlung wird sie schon bald in große Schwierigkeiten bringen…

Ntuli erzählt eine moderne Liebesgeschichte im Ambiente des grellen Stadtlebens und auch mit einem Blick auf Townships voller fröhlicher Menschen, die nicht dem gängigen Bild von Armut und Elend entsprechen. Der ausgiebige Einsatz von Slow Motion-Sequenzen und Dubstep-Klängen mag auf so manchen Zuschauer verstörend wirken, fügt sich aber stimmig in die Gestaltung des Films ein. Ntuli bejaht hier gewissermaßen die (globalisierte) Pop-Kultur und nimmt sie ernst, anstatt sie zu dämonisieren. Dies hindert ihn jedoch nicht daran immer wieder kleine subtile Reflektionen in seinen Film einzubauen.

So tritt mit Skiets eine selbstbestimmte Frau auf, die das traditionelle Rollenbild in Frage stellt und auch dadurch einen besonderen sexuellen Reiz versprüht. „Bonny & Clyde-esque“ sollte es laut dem Regisseur Zee Ntuli sein, nur in vertauschten Rollen mit Skiets als der toughen Frau, die ohne zu Zögern einen Überfall begehen will und T.K., der es mit der Angst zu tun bekommt und nach einem groß angelegten Raubüberfall lediglich mit einer akkuraten Nachttischlampe entlohnt wird.

Dieser spezielle Humor entschärft die ernsten Hintergründe und regt stets zum Schmunzeln an.

Selten hat es ein Film geschafft, neben furioser Action dermaßen gekonnt das Knistern zwischen den Protagonisten zu transportieren und sich dabei selbst nicht zu ernst zu nehmen. Perspektivlos und auf der Suche nach sich selbst, mit großer Angst sich zu verlieben und verletzlich zu machen – so treten Skiets und T.K. auf und schaffen es durch grandioses Schauspiel und ihre Blicke Leidenschaft und Sehnsucht zum Ausdruck zu bringen, die sie niemals in Worte fassen könnten oder wollen.

Bleibt zu hoffen, dass sich bald ein europäischer Verleiher für den Film findet und diese Perle auch auf dem europäischen Markt erhältlich sein wird. Angucken!

(Berichterstattung im Rahmen des LICHTER Filmfestivals 2015)