Als der „kommunistische“ Filmemacher Julian aus Not einen Job als Apfelpflücker annehmen muss, erzählt er seinem Schwarm Camille, er wolle auf der Plantage für seinen neuen Film recherchieren. Anfangs noch unbeeindruckt von seinem Angebot, die Hauptrolle in dem kommunistischen Märchen zu übernehmen, begleitet sie Julian, um ihm bei seiner vermeintlichen Feldstudie zu helfen. Enthusiastisch stürzt sie sich in die Recherche und freundet sich mit ihren Kollegen an, während Julian unter der körperlichen Arbeit leidet, sich vor seinen Zimmergenossen eher fürchtet und sich weiterhin Hoffnung auf eine Beziehung mit Camille macht. An seine Grenzen kommt er, als aus Versehen die Plantageleiterin getötet wird und sich eine Revolution anbahnt.

Wie ein Märchen wirkt der Film selbst, mit seinen weichen Farben, den einprägsamen Figuren und der spielerischen Klavierbegleitung. Die von Radlmaier geschaffene Welt scheint fast von der Realität losgelöst in einer eigenen Zeitblase zu existieren, sodass die Erwähnung moderner Erfindungen wie Facebook oder die Nutzung von Handys jedes Mal aufs Neue überrascht. Zum Gefühl sich abseits unserer Zeit zu befinden, trägt auch die bunte Mischung an Charakteren bei, die von Hipster Julian bis zu einem Franz von Assisi-evozierenden Mönch reicht. Letzterer bringt auch die fantastischen Elemente der Erzählung mit ins Spiel, wenn er zum Beispiel mit Vögeln spricht oder Julian am Ende in einen Hund verwandelt.

Durch diese scheinbar losgelöste Existenz erinnert das Leben auf der Plantage an eine Art Sozialexperiment: Was passiert, wenn -gefühlt- abseits der Zivilisation eine Gruppe unterschiedlicher Figuren, von denen einige an den Kommunismus glauben, für einen kapitalistischen Zweck zusammenkommen? Mal scheint die Utopie des „Kommunismus ohne Kommunisten“ zum Greifen nahe, dann wiederum gibt es eine Rückkehr in die Realität, als beispielsweise das Duo Hong und Sancho nach einer Weissagung von Vögeln im italienischen Gefängnis landen, weil sie denken, dort hätte eine Revolution stattgefunden und der Kommunismus wäre etabliert worden.
“ SELBSTKRITIK EINES BÜRGERLICHEN HUNDES“ ist in Film, der gleichzeitig hoffnungsvoll und mahnend scheint und noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Von Lisa Fedorova

Gesehen beim 10. LICHTER Filmfest Frankfurt International als Teil der neuen Reihe „Zukunft deutscher Film“.
Bundesstart am 08. Juni 2017 in knapp 30 deutschen Städten. In Frankfurt zu sehen im Mal Seh’n Kino.