Wie ein Akkord aus mindestens drei Tönen bestehen muss, so wird auch die Trias aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Ehe von Anita und Bekim in THE MARRIAGE in Einklang gebracht. Dieser Einklang, also die Verschmelzung der Zeiten, wird von Regisseurin Blerta Zeqiri als Modus verwendet um dem Gedanken einer allumfassenden Betrachtung des Begriffs der Ehe Kontur und Bedeutung zu geben. Es ist nicht ausreichend Momente ebendieser Ehe alleine zu betrachten, sondern wie sie zustande kamen und was aus ihnen werden wird. Konkret wird in Zeqiris Langspielfilmdebüt vor dem Hintergrund der Folgen der Jugoslawienkriege ein generationsübergreifendes, soziales Klima erforscht, welches zunächst den Fokus auf Anita und Bekim sowie dessen Familie und den Vorbereitungen ihrer bevorstehenden Vermählung legt. Der Dritte im Bunde ist Bekims langjähriger Freund Nol, eine verflossene Liebe aus Jugendtagen, die er nach langer Abwesenheit wieder trifft und sich prompt wieder in ihn verliebt. Es scheint mit zunehmender Spieldauer durch, dass der Stand der Ehe hier als eine Charade fungiert, um ein anderes, zweites Leben, frei von sozio-politischen Restriktionen führen zu können. Doch diese Restriktionen sind nicht der alleinige Katalysator. Anita, die sich seit Jahren auf der Suche nach ihren im Krieg verschwundenen Eltern von einer Massengrab-Exhumierung zur nächsten bewegt, erhofft sich mit Bekim ein neues Leben im Kreise seiner Familie beginnen zu können. Diese durch den Krieg zerschmetterten Subjekte suchen allesamt nach Frieden, Chancen und Freiheit, hangeln sich dabei mühselig voran auf der Suche nach verloren gegangenen Teilen ihrer Selbst.

von Vasco V. Ochoa

THE MARRIAGE läuft im Wettbewerb des 18. GoEast-Festivals in Wiesbaden.
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