Sancho und Hong haben soeben ihren Job als Museumswärter verloren. Unter ihrer Aufsicht wurden ein Feuerlöscher und ein Dürer entwendet. Wie soll es nun weitergehen für die beiden? Sancho verlässt sich in seiner Zukunftsplanung auf die Kraft seines magischen Pendels. Dieses bekam er einst von seinem Großvater, einem Schweizer Nudisten und Esoteriker, geschenkt. Das Pendel rät Sancho, den Weg gemeinsam mit Kollege Hong zu bestreiten. Also macht sich Sancho zusammen mit Hong, der im Übrigen ein älterer und sehr verträumter Koreaner ist, auf zu einer Apfelplantage. Da soll noch mal einer sagen, das Geld wachse nicht auf Bäumen. Wem das bereits sehr kurios erscheint, der sei an die Worte des bürgerlichen Hundes erinnert: Es geschehen seltsame Merkwürdigkeiten – vor allem in dieser als Film getarnten Selbstkritik.

Während Hong und Sancho nur die vermeintlichen Anti-Helden des Films sind, steht im Vordergrund der junge Filmemacher Julian Radlmaier, der sich selbst zu spielen scheint. Im Film ist er jedoch nicht fleißig am Drehen, sondern bezieht Sozialhilfe. Von seinem Jobberater wird er kurzerhand dazu angehalten, eine Stelle als Erntehelfer auf einer Plantage anzunehmen. Seinen Freunden versucht Julian das als Recherche-Projekt zu verkaufen und gerät dabei ordentlich ins Schwimmen -nicht zuletzt, weil er von sich behauptet, Kommunist sein zu wollen. Zu allem Überfluss schließt sich Camille, seine im Geheimen Angebetete, dem Trip an. Immerhin hatte er sie gefragt, ob sie in seinem nächsten Film als Schauspielerin mitwirken wolle.
Auf der Apfelplantage, die zu einem internationalen Investmentfond gehört, geht es dann zu wie in einem Kammerspiel unter freiem Himmel.

In theaterhaft-hölzerner Manier -jede Figur könnte auch eine Allegorie sein- wird viel über Kommunismus, Revolution und den Weltmarkt gesprochen. Nur leider weiß niemand so wirklich etwas darüber zu sagen, und so entlarven sich die Charaktere allesamt als Revoluzzer. Zwischenzeitlich erinnert die Atmosphäre auf der Apfelplantage an die bedrückende Stimmung im Büro unter der Leitung Bernd Strombergs. Es sind die starken Momente des Films, wenn zum Beispiel eine Revolution angezettelt werden soll, und sich Julian verzweifelt fürchtet, deswegen nie mehr einen Job zu finden. Dem jungen Mann, der von Hartz 4 lebt und doch eigentlich gar kein Kommunist sein will sondern nur dem Leistungsdruck und dem akademischen Prekariat entkommen will, steht dann plötzlich die blanke Angst Im Gesicht. Aber irgendwie ist Julian dann auch wieder zu unsympathisch, um wirklich Mitleid mit ihm zu haben. Eine Wendung tritt in die Revolutionspläne, als plötzlich ein stummer Heiliger in Mönchskutte auf der Plantage erscheint.

Letztendlich ist der Film genauso neurotisch verkopft wie Julian, und er hätte vielleicht noch mal einen Blick in die Dramen Heiner Müllers werfen können, wenn er sich schon am Theater orientiert. Am Ende verkennt der Film sogar die Lebensprobleme derer, die keine andere Wahl haben, als auf Apfelplantagen zu arbeiten, und das macht neben dem Hauptcharakter auch den Film nicht sympathischer. Ob es sich hier um eine Selbstkritik handelt, bleibt offen. Eine ehrliche Selbstkritik wäre sicher weniger ironisch und klamaukig dahergekommen, und hätte die anderen ein Stück ernster genommen. Denn dass Julian sich in einen Hund, also den angeblich besten Freund des Menschen verwandelt, kann uns niemand als Strafe für sein Verhalten verkaufen. So fragt man sich am Ende des Films eher, was einem das alles jetzt sagen soll. Und vielleicht ist das die gewollt-unprätentiöse und dadurch leicht arrogante Antwort des Filmemachers: Ich habe keine Ahnung.

von Thekla Stobbe

Gesehen beim 10. LICHTER Filmfest Frankfurt International als Teil der neuen Reihe „Zukunft deutscher Film“.
Bundesstart am 08. Juni 2017 in knapp 30 deutschen Städten. In Frankfurt zu sehen im Mal Seh’n Kino.