Irgendwo im Kosovo an der Grenze zu Serbien: Angehörige versuchen unter menschlichen Überresten ihre vermissten Mütter, Väter oder Freunde zu identifizieren. Eine dieser Angehörigen ist Anita (Adriana Matoshi), die gemeinsam mit ihrem Verlobten Bekim (Alban Ukaj) nach ihren im Kosovokrieg verschwundenen Eltern sucht. Der Film „The Marriage“ von Regisseurin Blerta Zeqiri steigt so mit einer eher bedrückenden Stimmung ein, die schon von Beginn an vermuten lässt, dass es sich hierbei nicht um einen klassischen Liebesfilm handelt.

Zunächst fokussiert sich die Erzählung auf die Beziehung Anitas und Bekims, die mitten in den letzten Zügen ihrer Hochzeitsplanung stecken. Zwar hat Anita mit dem Verlust ihrer Eltern zu kämpfen, die Beziehung zu Bekim ist jedoch vertraut und liebevoll. Durch geschickt einfließende Rückblenden lernen wir die beiden näher kennen und erfahren, wie sie zusammengekommen sind. Mit dem Erscheinen von Bekims altem Freund Nol (Genc Salihu), der aus Frankreich zurückgekehrt ist, verändert sich der Fokus des Films. Genau wie Anita merkt auch der Zuschauer sofort, dass die beiden etwas verbergen. Während Anita glaubt, Nol trauere nur einer Ex-Freundin hinterher, erfährt der Zuschauer im Laufe des Films – auch hier gekonnt durch Rückblenden gelöst – dass Bekim und Nol ineinander verliebt waren und es möglicherweise noch immer sind.

Blerta Zeqiri behandelt in The Marriage das Thema Homosexualität. Die damit verbundene Homophobie, mit der beispielsweise Nol konfrontiert wird, als er von einigen Männern zusammengeschlagen wird, spricht Zeqiri in ihrem Film an. Durch ihr ruhiges Erzählen und häufig eingesetzte Nahaufnahmen sorgt Zeqiri dafür, dass sich der Zuschauer den Protagonisten verbunden fühlt, und schafft so eine intime Atmosphäre. Der Zuschauer empfindet sowohl Empathie für Nol, der über den Verlust seiner großen Liebe verzweifelt ist, aber auch, wenn nicht sogar etwas mehr, für Anita, die über das Geheimnis ihres Mannes auch nach ihrer Hochzeit im Dunkeln gelassen wird.

Gerade deshalb hinterlässt der Film, ähnlich wie schon zu Beginn, ein eher bedrückendes Gefühl – denn ob Anita jemals die Wahrheit erfahren wird und ob der Abschied von Nol und Bekim wirklich für immer ist, bleibt ungewiss.

von Britta Reinsch

THE MARRIAGE läuft im Wettbewerb des 18. GoEast-Festivals in Wiesbaden.
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