Von der Galluswarte aus betrachtet – „DER ENGEL VOM GALLUS“ von Tobias Lenel
Eine Frau wird an der Frankfurter Galluswarte von einer Straßenbahn überfahren – dies ist kein Spoiler, sondern der Ausgangspunkt von DER ENGEL VOM GALLUS. Von nun an folgt die Aufarbeitung des Geschehenen. Unterschiedliche Zeug_innen berichten von dem Tag, dem Moment, und was sich danach für sie verändert hat. Niemand spricht dabei das an, was sie... Weiterlesen
Haus am Meer: „PRETENDERS“ von Vallo Toomla
Anna und Juhan haben sich den Sommer über im Strandhaus wohlhabender Freunde einquartiert: ein moderner Prachtbau, der nur aus Waschbetonwänden und Panoramafenstern zu bestehen scheint. Statt sich darüber richtig freuen zu können, scheinen beide -ohne es sich gegenseitig einzugestehen- frustriert zu sein. Anna liegt bewegungslos auf einer Luftmatratze im Pool ihres Ferienhauses. Die Sonne scheint,... Weiterlesen
Am Ende der Revolutionen: „ALLES WAS KOMMT“ von Mia Hansen-Løve
Literatur, Politik und Philosophie kennzeichnen die Welt von Nathalie Gazeau (Isabelle Huppert) – besonders letztere macht einen großen Anteil ihres Lebens aus, denn Nathalie ist Philosophie-Lehrerin in Paris. Von dem von ihr geförderten Doktoranden Fabien (Roman Kolinka) auf die Unvereinbarkeit ihrer bürgerlichen Lebensweise mit den von ihr vermittelten Lehrinhalten angesprochen, erklärt Nathalie, dass sie sich... Weiterlesen
Zusammenstoß zweier Welten: „THE ONE-EYED KING“ von Marc Crehuet
Die schwarze Komödie THE ONE-EYED KING erzählt die Geschichte der dramatischen Begegnung zweier Paare und deren Folgen. Zwei Freundinnen haben sich seit der Schulzeit nicht mehr gesehen und beschließen, sich nach sechs Jahren zu einem gemeinsamen Abendessen mit ihren Partnern zu verabreden. Der Regisseur Marc Crehuet erschafft Szenen voller unfreiwilliger Komik, zum Beispiel, wenn die... Weiterlesen
Laterna Magica Reloaded: „I AM NOT MADAME BOVARY“ von Feng Xiaoquang
Lian geht schnellen Fußes über die steinerne Brücke in der Mitte der Stadt. Grau in grau findet diese sich ein in die zur Ferne hin verblassende Landschaft, umrandet von nebelverhangenen Bergen, gesäumt von dicht wuchernden Wäldern, schmutzweißen Häuserfassaden und der steinernen Straße. Das Licht ist diffus und dämmerig. Begleitet wird diese Einstellung von treibenden, energetischen... Weiterlesen
Im Guckloch: „I AM NOT MADAME BOVARY“ von Feng Xiaoquang
Die junge Frau Lian wurde von ihrem Mann hintergangen. Eigentlich als trickreiches Manöver gedacht, reichten sie und ihr Mann einvernehmlich die Scheidung ein, damit sie sich eine zweite Wohnung sichern können. Scheidung mit dem Motiv einer gemeinsamen Vorteilnahme. Dummerweise heiratet Lians Mann Qin nach einem halben Jahr eine andere Frau. Das Manöver wird für Lian... Weiterlesen
Ein Statement zu Leben und Tod: „Jackson“ von Maisie Crow
Am Anfang von Maisie Crows JACKSON begleitet das Publikum Shannon Brewer auf ihrem Weg zur Arbeit. Diese Autofahrt ist jedoch keineswegs so langweilig und normal wie man es von anderen Arbeitswegen kennt, denn Shannon ist die Leiterin der Abtreibungsklinik im titelgebenden Jackson – die letzte in ganz Mississippi. Als sie sich mit dem Auto der... Weiterlesen
Ein Wohnzimmer für die ganze Stadt: „Sylvi’s Bumerang“ von Thomas Lawetzky
Wohin nach der Arbeit? „Alles, was ein bisschen was im Kopf hatte und irgendetwas unternehmen wollte, ist nach Mainz gegangen, oder weiß der Kuckuck wo sonst hin, aber auf jeden Fall nicht nach Wiesbaden. Es sei denn, sie sind in den Bumerang gekommen.“ Der Andrang war teilweise gigantisch. Mehr und mehr Menschen drängten sich am... Weiterlesen
Liebe die bleibt: „ALLES WAS KOMMT“ von Mia Hansen-Løve
Man ist verliebt in Isabelle Huppert nach ALLES WAS KOMMT, wenn man es nicht vorher schon war. Dieser Film, über dem nur der Hauch einer Liebe schwebt, die nie greifbar wird, ist Poesie. Nathalie Chazeaux ist die Frau, die man selber gerne wäre. Sie erträgt alles mit einer Anmut und Würde, die schlicht verzaubert. Mia... Weiterlesen
Pseudoradikales Arthaus: „ALLES WAS KOMMT“ von Mia Hansen-Løve
Slavoj Žižek sagte einmal: „Manchmal ist Pseudoradikalismus die schlimmste Form von Konformismus; er meint eigentlich gar nichts.“ In der Tragikomödie ALLES WAS KOMMT von Mia Hansen-Løve streiten sich Nathalie Chazeaux, die Hauptfigur des Filmes, und deren ehemaliger Schüler Fabien in einer Szene über den slowenischen Philosophen. Nathalie lehnt seine Ansichten ab, Fabien ist zwiegespalten, er... Weiterlesen
Die Wahrheit ist flexibel: „TRAMONTANE“ von Vatche Boulghourjian
Wie ist das eigentlich, blind zu sein? Für einige Sekunden schließe ich meine Augen, und höre Rabih dabei zu, wie er Geige spielt. Es ist, als würde er ihr seine Probleme erzählen, und obwohl ich nicht in der Lage bin, sie zu verstehen, verstehe ich, was er in diesem Moment durch die Sprache der Musik... Weiterlesen
Auf der Jagd nach dem Leben: „VANATOARE“ von Alexandra Balteanu
Es ist kalt, grau und regnerisch. Ein Wetter, bei dem man gerne den ganzen Tag im Bett verbringen würde. Die drei Frauen aus Alexandra Balteanus Film VANATOARE tun dies irgendwie auch, aber auf eine andere Weise, und sie tun dies eher in Autos, auf einsamen Rastplätzen, in wenig erbaulicher Gesellschaft. Danach heißt es wieder raus... Weiterlesen